Popcorn

Die meisten Menschen dachten bei Popcorn an Kino. Er dachte an Kleinstkinder.

Eigentlich konnte er mit Säuglingen nicht sehr viel anfangen. Sie weckten keine besonderen Gefühle in ihm. Außer zu schlafen schienen sie nichts Nennenswertes zu können. Und wenn er sah, wie so ein Kleinstkind sich die Finger in sämtliche Körperöffnungen steckte, dachte er heimlich an Kernseife.

Was er allerdings durchaus nachvollziehen konnte, war das ewige Geschrei.

Zunächst einmal waren da die äußeren Umstände. Wem würde es schon gefallen, von einem Tag auf den anderen aus einem exklusiven, warmen Wellness-Center mit gedämpften Geräuschen und rundum sorglos Service in eine kalte, laute Welt gestoßen zu werden, in der plötzlich gar nichts mehr wellness-mäßig war?

Und dazu kamen dann ja noch die inneren Umstände. Wie er neulich gelesen hatte, verdoppelte ein Neugeborenes innerhalb von sechs Monaten sein Gewicht – und die Zellen teilten sich dabei mit einer rasanten Geschwindigkeit. Er stellte sich den Prozess vor wie das Aufpoppen von Maiskörnern in einer gewaltigen Popcornmaschine: popp, popp, poppoppoppopp. Erstaunlich eigentlich, dass Säuglinge nicht dezent vor sich hin vibrierten, bei all der Wachstumsenergie. Oder – vielleicht taten sie das ja sogar?

Gedankenverloren spuckte er ein Maiskorn aus und nahm sich vor, das nächste Mal genauer hinzusehen.